45 Jahre Bürohaus

City Nord

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Seit genau 45 Jahren geht es in dem ikonischen Bürogebäude „Überseering 40“ um die Förderung, die Nutzung und den Verkauf von Erdöl und Erdgas. Zu diesem Anlass blicken wir zurück auf die wechselvolle Geschichte des Unternehmens und der Marke DEA.

1899

 

Im thüringischen Nordhausen wird die Deutsche Tiefbohr Actiengesellschaft (DTA) als Lohnbohrunternehmen gegründet. Bereits 1906 wird Erdöl zum neuen Hauptgeschäftsfeld, daher nennt sich die Firma ab 1911 Deutsche Erdöl-Aktiengesellschaft (DEA).

1907

 

Die DEA verlegt ihren Sitz nach Berlin, die Büros der aufstrebenden Firma verteilen sich bald über die Stadt. Um Abläufe zu vereinfachen, sollen alle Abteilungen zusammengeführt werden. Das repräsentative Gebäude in Berlin-Schönefeld wird ab 1915 gebaut – mit Verzögerungen wegen des Ersten Weltkriegs.

1922

 

Der Verwaltungssitz von DEA bezieht sein neues Gebäude. Heute befindet sich dort die Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe – samt zweier Kamine, auf denen immer noch die drei verschlungenen Buchstaben „D.E.A.“ prangen.

1949

 

Die Hauptverwaltung von DEA zieht erneut um: Aus dem zerstörten Berlin geht es 1945 zunächst nach Wietze, vier Jahre später nach Hamburg. Ab 1953 ist der Hauptteil der Abteilungen am Mittelweg 180 untergebracht – zentral nahe der Außenalster, nur 500 Meter vom Bahnhof Dammtor entfernt.

1962

 

Der Zusammenhalt innerhalb der DEA-Belegschaft ist groß – auch nach dem Eintritt in den Ruhestand. 1962 gründen ehemalige Mitarbeiter den „DEA-Pensionärs-Dämmerschoppen“, kurz D.P.D.. Heute hat er rund 290 Mitglieder, die sich regelmäßig zu Klönschnack, Festen oder Ausflügen treffen.

1966

 

DEA wird von der US-amerikanischen Firma Texaco übernommen und firmiert fortan als Deutsche Texaco AG.

Emmerson Fittipaldi

Als Produzent von Kraftstoffen engagierte sich Texaco auch als Sponsor im Motorsport. Top-Fahrer war dabei der zweifache Formel-1-Weltmeister Emerson Fittipaldi (Brasilien).

Ende 1960er Jahre

Da DEA stark gewachsen ist, sind die Abteilungen mittlerweile auf sieben Standorte in Hamburg verteilt. Wie knapp 60 Jahre zuvor in Berlin will der Vorstand deshalb die Verwaltung zusammenführen, doch ein Neubau am Mittelweg scheitert an stadtplanerischen Vorgaben und den hohen Kosten.

1968

 

Eine Chance bieten die Pläne für ein zweites Geschäftszentrum - die City Nord. Die aus New York mitgebrachte Idee eine Bürostadt im Grünen treibt Oberbaudirektor Werner Hebebrand seit 1959 voran, weil die Hamburger Innenstadt aus allen Nähten platzt. Ab 1968 bauen hier unter anderem BP und Esso.

1972

 

Schließlich kauft die Deutsche Texaco am Überseering ein 20.000 Quadratmeter großes Areal direkt am Stadtpark. Beim Architektenwettbewerb setzt sich der Entwurf von Schramm, Pempelfort, von Bassewitz und Hupertz (Hamburg) durch. Erster Spatenstich ist im Dezember 1974. Der Grundstein wird am 12. Mai 1975 gelegt.
Am 31. Oktober 1975 ist Richtfest, der anschließende Innenausbau des Gebäudes mit seinen elf Geschossen dauert rund ein Jahr. Das 70 Millionen D-Mark teure Haus ist für 1300 Arbeitsplätze konzipiert, zudem gibt es eine Baureserve von 200 Arbeitsplätzen.

1975

 

1977

Im Januar sind alle wesentlichen Teile des Hauses fertig gestellt, so dass die Angestellten ab Februar 1977 ihre neuen Großraumbüros beziehen können. Am 18. März ist der Mammut-Umzug der 1300 Mitarbeitenden unter ein Dach geschafft. Die feierliche Einweihung ist am 3. Mai 1977. Auch wenn anfangs ist bei vielen die Sorge groß ist: Der neue Weg zur Arbeit klappt. Angestellte können ihr Auto auf einem der 630 Parkplätzen abstellen oder den öffentlichen Nahverkehr nutzen – wenngleich die angekündigten neuen U- und S-Bahnstationen direkt vor der Tür nie gebaut werden.

Ende der 1970er Jahre

Ende der 1970er Jahre sponsorte Texaco auch Formel-1-Weltmeister James Hunt (Großbritannien).

1978

 

Fortan werden zahlreiche wichtige Projekte vom Überseering aus geplant und gesteuert, darunter auch solche, bei denen die Deutsche Texaco mit Wintershall kooperiert: die Erschließung und Öl-Förderung auf den Bohrinseln Schwedeneck-See (ab 1978) und Mittelplate (ab 1979).

1984

 

Nicht nur mit der energiesparenden Fassade am Firmensitz, auch an der Zapfsäule beteiligt sich die Deutsche Texaco am Umweltschutz und bietet erstmals unverbleites Benzin an. Da Autofahrer zögern, informiert ab 1986 der Texaco-Beratungsservice, welches Auto bleifreies Benzin verträgt.

1987

Zehn Jahre Texaco-Haus: Alle haben sich alle eingewöhnt. Die Arbeit läuft, auch wenn rund 10.000 Störungen pro Jahr auftreten – von ruckelnden Fahrstühlen über zickige Stempeluhren bis zu blockierten Toiletten. Die Fahrbereitschaft legt jährlich für den Transport von Gästen, Bankbelegen oder Essen (zum Labor-Team nach Wilhelmsburg) 100.000 Kilometer zurück.

1988

 

Nach 22 Jahren verkauft Texaco ihre deutsche Tochterfirma an die Rheinisch-Westfälische Elektrizitätswerks AG (RWE) aus Essen. Für das Tankstellengeschäft wird die bekannte Marke DEA wieder etabliert – und mit dem neuen Logo der DEA-Göttin versehen.

1991

 

„Mobilität tanken“: DEA testet als erste Mineralölgesellschaft nicht nur den Verkauf von Benzin: An drei Tankstellen können Kunden Mobiltelefone kaufen, ins Auto einbauen und warten lassen. Genutzt wird das C-Netz der Deutschen Bundespost-Telekom, das spätere D1-Netz.

1992

 

Seit einem Jahr läuft das Projekt „DEA Mediathek“, bei dem DEA mit der Deutschen Verkehrswacht rund 290 Filme zur Verkehrssicherheit kostenlos zur Verfügung stellt – etwa den Beitrag „Mit Ruhe in den Urlaub“. Das Angebot kommt an: Allein im Juni 1992 werden 1500 Videos ausgeliehen.

1992

 

RWE-DEA wächst weiter und braucht im Überseering mehr Büros. Jetzt wird der bereits in den ursprünglichen Plänen konzipierte Anbau für 270 zusätzliche Arbeitsplätze an der Nordseite errichtet. Die Südseite wird um einen runden, gläsernen Konferenzsaal aufgestockt.

1997

 

Tankstellenpächter Ahrens, Oma Buhl und Manta-Fahrer Ingo mausern sich zu Stars der Werbepausen: Leser der Zeitschrift „TV Spielfilm“ wählen die Sitcom-ähnlichen TV-Spots für DEA-Tankstellen auf Platz 3 der beliebtesten TV-Werbung. Der Satz „Super, Ingo! Nicht Diesel“ wird Kult. Bis 2002 werden mehr als 20 Folgen gedreht.
Die Internetseite von RWE-DEA wird beliebte Servicequelle: „Der absolute Renner ist hier der Routenplaner für Reisen innerhalb Deutschlands“, verrät das Mitarbeitermagazin. „Das Programm berechnet in Sekundenschnelle die kürzeste Strecke und zeigt eine detaillierte Wegbeschreibung, die garantiert zum Ziel führt.“

1999

 

1999

 

Seit 100 Jahren besteht DEA bereits und dieses Jubiläum wird 1999 ausgiebig gefeiert – mit einer Festschrift, einer Pavillionstadt als Wanderausstellung an RWE-DEA-Standorten und erfolgreichen Geschäftszahlen. In der Turnhalle des Gebäudes steigt ein Jubiläumsfest.

2001

 

Da sich der Mutterkonzern RWE nun auf das Energiegeschäft konzentriert, werden die einstige DEA-Chemiesparte CONDEA verkauft, Tankstellen und Raffinerien aufgegeben. Die Tankstellen mit der DEA-Göttin werden 2002 an die Shell-Gruppe übergeben und tragen fortan deren rot-gelbes Muschel-Logo.

2006

 

Nach der Reduzierung der Geschäftsfelder braucht man weniger Büros, der Anbau wird nach nur 14 Jahren wieder abgerissen. „Da die ursprüngliche Außenfassade bis auf die Durchgänge in den Anbau erhalten geblieben ist, ist der Rückbau technisch ohne Probleme und kostengünstig durchführbar“, so Jörn Rambo (Zentrale Dienste). Sonnensegel und Fluchtbalkone sollen wiederverwendet werden.

2015

 

Um eigene Schulden zu tilgen, verkauft der RWE-Konzern DEA an die Investorengruppe LetterOne Energy um den russischen Oligarchen Michail Fridman. Aus RWE-Dea wird die „DEA Deutsche Erdöl AG“, ein stilisierter Bohrturm dient als neues Logo.

2018

 

DEA und die Wintershall Holding GmbH geben ihre Fusion bekannt. Aus den beiden deutschen Traditionsunternehmen wird das größte unabhängige europäische Erdgas- und Erdölunternehmen. Firmensitze sind fortan Kassel und Hamburg. 2019 feiert die DEA ihr 120-jähriges Bestehen.
Seit 45 Jahren lenkt DEA seine Geschicke vom Überseering 40 aus, der einstige Neubau ist für viele Angestellte ein vertrauter Teil des Alltags. Doch das Gebäude ist erneut zu groß geworden. Nun geht eine Ära zu Ende: Im Herbst wird Wintershall Dea erneut ein neues Firmengebäude in einem neuen Geschäftszentrum beziehen – der HafenCity.

2022